Medizin-Geschichten

Die Heilpflanze des Monats Juli 2012
Kurioses, Bizarres, Interessantes

Folge 3: Schwarzes Bilsenkraut (Hyoscyamus niger)

Das Schwarze Bilsenkraut ist sehr giftig und gehört zu den „Hexenpflanzen“. Doch davon erzähle ich ein andermal. Diesmal soll es um das wohl erste offizielle Drogenverbot in Deutschland gehen, das sich nämlich genau auf diese Pflanze bezieht.

Bilsenkraut enthält vor allem die Tropan-Alkaloide Scopolamin und Hyoscyamin und kann rauschhafte, halluzinogene, oft stark erotische Gefühle hervorrufen. Darauf scheint sich schon der Name „Bilsenkraut“ zu beziehen: Die indogermanische Wurzel „bhel“, die in dem Wort steckt, bedeutet Fantasie oder Ähnliches. Damit wäre das Bilsenkraut das „Fantasie“- oder Tollkraut.

Diese Eigenschaften der krautigen Pflanze mit ihren gelblichen, violett geäderten Blüten kannten natürlich auch die Bierbrauer. Bis ins 17. Jahrhundert hinein versetzten sie ihr Bier mitunter mit dem Samen des Bilsenkrauts, um es stärker berauschend zu machen. Übrigens heißt es in verschiedenen Quellen, dass der Name „Pilsen“ und damit das danach benannte Bier auf das Bilsenkraut zurückgehe. In der Region um Pilsen bauten die Brauer früher Bilsenkraut regelrecht an. Doch dann wurde das Bilsenkrautbier offiziell verboten. Bereits ab 1516 durfte nach dem bayerischen Reinheitsgebot Bier nicht mehr mit Hyoscyamus-Samen versetzt werden. Das wäre das erste Drogenverbot auf deutschen Boden.

In Badehäusern wurden Bilsenkraut-Samen verwendet. Sie wurden auf heiße Ofenplatten gelegt. Die Dämpfe sollten dann die erotische Stimmung erhöhen.

 

 


Ursula Armstrong | Redaktion | Sperberweg 2 | D-82152 Krailling | Telefon: +49 (0) 163 / 313 21 10 | e-mail: mail@uschi-armstrong.de | www.redaktion-armstrong.de


Das Schwarze Bilsenkraut ist eine Rauschdroge, die jedoch zu starken, auch tödlichen Vergiftungen führen kann. Von Selbstversuchen ist deshalb unbedingt abzuraten. Foto: Armstrong

Quelle:
Gerhard Madaus: „Bioheilmittel“ und Katalog „Druidenfuß und Hexensessel“, Ausstellung über magische Pflanzen, Frankfurt am Main 2004

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